Arbeiten im Familienunternehmen: Lohnt sich das?

Viele Jobsuchende wollen ein Unternehmen finden, mit dem sie sich identifizieren können. Große Betriebe machen heutzutage jedoch einen austauschbaren und unpersönlichen Eindruck. Einen Kontrast bieten Familienunternehmen, die durch einen starken Zusammenhalt hervorstechen und die Authentizität verkörpern, nach der Talente suchen. Warum und in welchem Fall es sich lohnt, oder auch nicht lohnt, für ein Familienunternehmen zu arbeiten, erklären wir Ihnen in unserem Blogbeitrag.

Arbeiten im Familienunternehmen: Lohnt sich das?

Arbeitswelt | Lesedauer: 4 min | veröffentlicht am 17. April 2023
Zielgruppe: Bewerber*innen und Arbeitnehmer*innen

Ein von der Familie geführtes Unternehmen spricht für …

Familienunternehmen nehmen in der heutigen Arbeitswelt oft eine Sonderstellung ein, weil sie Werte vertreten, die vielen herkömmlichen Firmen zunehmend abhandenkommt:

Dazu zählen vor allem

  • Tradition,
  • eine gefestigte Identität und
  • Beständigkeit.

Das sind Attribute, die sie für Talente am Arbeitsmarkt attraktiv erscheinen lassen, die nach mehr als nur einem guten Gehalt suchen. Tatsächlich bieten Familienunternehmen Benefits für Mitarbeiter*innen, die nicht von der Hand zu weisen sind. Oftmals sind sie allerdings auch mit Vorsicht zu genießen. Wir haben die Vor- und Nachteile für Sie aufgelistet.


Vorteile: Was für Familienunternehmen spricht

Vertrauen

Die familiäre Kultur eines Unternehmens sorgt für einen persönlichen Umgang - das schafft Vertrauen. Die Beziehungen zwischen Familienmitgliedern und Mitarbeiter*innen sind oft enger als in Großkonzernen - Mitarbeitende werden nicht selten selbst zum Teil der “Familie”.

Dadurch macht sich der firmeninterne Zusammenhalt oft schnell bemerkbar und ein Zugehörigkeitsgefühl schafft Motivation, um gemeinsam viel zu erreichen. Gerade als Neuankömmling kann das bedeutend sein, um sich langfristig und engagiert am Erfolg des Unternehmens beteiligen zu wollen.

Beständigkeit

Familienunternehmen denken und planen nicht wie üblich in Quartalen, sondern in Generationen. Kurzfristige Gewinnziele und Quartalszahlen weichen dabei langfristigen strategischen Kursen und Entscheidungen. Als Newbie wird man so Teil einer nachhaltigen Unternehmenskultur und kann sich voll und ganz auf die eigene Arbeit konzentrieren, anstatt das Vertrauen und die Gunst der Vorgesetzten ständig durch das Abklappern von Kurzstreckenzielen neu einholen zu müssen.

Flexibilität

Familienunternehmen agieren oft unabhängig von externen Investoren oder Aktionären. Dadurch können sie Entscheidungen selbständig treffen - sprichwörtlich wird der Brei nicht von zu vielen Köchen verdorben, die sich uneinig über die Ziele des Betriebs sind.

Das schützt solche Unternehmen vor unvorhersehbaren Kurswechseln oder auch skrupellosem und plötzlichem Stellenabbau, wie es in großen und unpersönlichen Unternehmen nicht selten praktiziert wird und frische Mitarbeiter*innen enttäuscht zurücklässt.

Aufstiegschancen

Vor allem kleinere Familienunternehmen können dabei helfen, die Karriere anzukurbeln - insbesondere für diejenigen, die sich langfristig für den Erfolg des Unternehmens engagieren. Die Hierarchien sind oft flacher und die Unternehmensstruktur übersichtlicher als bei den Big Playern der Privatwirtschaft. Dadurch macht sich exzellente Arbeit deutlicher bemerkbar und wird oft gerechter und zeitnaher durch Beförderungen belohnt.


Nachteile: das kann im Familienunternehmen schieflaufen

Vetternwirtschaft

Die Vetternwirtschaft (Fachbegriff: Nepotismus) ist wohl die größte Gefahr, den Einsteiger*innen in einem Familienunternehmen droht. “Echte” Familienmitglieder können bei Bezahlung, Beförderungen oder anderen jobbezogenen Benefits bevorteilt werden. Für Mitarbeiter*innen, die möglicherweise besser qualifiziert sind oder fleißiger arbeiten als die hauseigenen, kann diese Sonderbehandlung schnell zur Frustration und schließlich auch zum Konflikt mit der Familie führen.

Mangelnde Struktur und Richtlinien

In Familienunternehmen geht es oft etwas salopper und weniger strukturiert zu, wie in einem herkömmlichen Betrieb. Immerhin arbeitet das Personal ja seit Ewigkeiten gemeinsam und gilt als ein eingespieltes Team, das keine besonderen Richtlinien benötigt.

Für neue Mitarbeiter*innen, die einen durchstrukturierten Workflow gewöhnt sind, kann das zum Nachteil werden. Nicht selten werden sie ins kalte Wasser geworfen und wissen zunächst weder, was von ihnen erwartet wird, noch wie sie in ihrer Rolle erfolgreich sein können.

It’s all about the Drama: Familienkonflikte

Jede*r kennt es vom Weihnachtsessen mit der eigenen Familie - wenn Familienmitglieder aufeinandertreffen, sind Streitereien nicht weit. Das gilt insbesondere, wenn diese Familienmitglieder gar zusammen in einem wirtschaftlich orientierten Konzern arbeiten. Für Außenstehende führt das nur zu zusätzlichem Stress am Arbeitsplatz. Immerhin wissen neue Mitarbeiter*innen oft nicht, wie sie diese Situationen meistern sollen. Manche agieren als Mediator*innen, was ein Zeit- und Ressourcenfresser sein kann. Andere lassen sich selbst in die Streitereien verwickeln, indem sie Partei ergreifen oder sich aktiv einmischen, vor allem, wenn die jeweiligen Familienmitglieder sie dazu drängen, sich zu positionieren. Auch Teilnahmslosigkeit kann die Familie verärgern - an dieser Stelle ist also Empathie gefragt, um genau einschätzen zu können, wie man sich zu verhalten hat.

Begrenzte Wachstumsmöglichkeiten

Obwohl Familienunternehmen gute Aufstiegschancen bieten, sind die Sprossen auf der Karriereleiter nach oben teilweise limitiert. Das liegt daran, dass gerade in der Führungsetage Posten klar festgelegt und von Familienmitgliedern unanfechtbar besetzt sind. Wer also eine Führungsposition als Außenstehende*r anstrebt, sollte sich im Vorfeld über die Möglichkeiten innerhalb des Unternehmens im Klaren sein. Den festen Posten eines Familienmitglieds zu gefährden, kann zu zusätzlichen Konflikten mit der Familie führen.

Wir fassen zusammen

So wirst du im Familienunternehmen erfolgreich!

Familienunternehmen prägt oft eine einzigartige Unternehmenskultur, die sich von unpersönlich wirkenden Großkonzernen unterscheidet. Ob dieses Setting allerdings das richtige für Sie als neue*n Mitarbeiter*in ist, hängt sowohl von Ihren Fähigkeiten, Ihrer Persönlichkeit und Ihrer Erwartungshaltung an den neuen Job ab. Neulinge in Familienbetrieben sollten vor allem eine hohe Anpassungsfähigkeit mitbringen, um sich schnell an das familiäre Klima zu gewöhnen. Außerdem sollten sie echte Teamplayer sein, denen positive Beziehungen zu ihren Kolleg*innen wichtig sind.

Unterm Strich lässt sich festhalten: extrovertierte und kommunikationsfreudige Menschen werden in einem Familienunternehmen besser zurechtkommen als solche, die lieber für sich arbeiten und nur wenig kommunizieren.

Außerdem sollten Sie vor dem Vertragsabschluss bedenken: Eine Familie weist oftmals eine eigene Dynamik auf, die nicht immer leicht zu verstehen ist. Gerade von familieninternen Querelen sollten sich Mitarbeitende nicht beeinflussen lassen. Tun sie das doch, gilt es, lösungsorientiert, empathisch und überparteilich zu agieren. Ein Familiendrama stellt in jedem Fall eine Belastung dar - Sie sollten bei Jobantritt absolut sicher sein, dass das Ihre Arbeit nicht maßgeblich beeinflussen kann.

Wer all das meistert, wird im Familienunternehmen erfolgreich sein. Vor allem mit unternehmerischem Denken und langfristigem Engagement machen Sie sich im “Klan” beliebt, werden so schnell selbst Teil der Familie und genießen die Vorzüge davon - Vertrauen, Zugehörigkeit und vor allem einen sattelfesten Arbeitsplatz.

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