Psychologiestudium in Österreich: Entdecke die Vielfalt der menschlichen Psyche
Das Interesse am Psychologiestudium ist ungebrochen: Regelmäßig bewerben sich zahlreiche Schulabgänger:innen auf einen der heißbegehrten Plätze. An der Uni Graz melden sich jedes Jahr zwischen 600 und 800 Personen für den Aufnahmetest an, obwohl nur 230 Plätze zur Verfügung stehen. In diesem Artikel erfährst du alles über den Aufnahmetest, was dich im Psychologie-Studium erwartet und welche Berufe du nach dem Studium ergreifen kannst.

Arbeitswelt | Lesedauer: 4 min | veröffentlicht am 05. Juli 2023
Zielgruppe: Interessierte Anwärter:innen für ein Psychologiestudium
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Die erste Hürde im Psychologiestudium: Der Aufnahmetest
Das Psychologiestudium in Österreich wird von fünf staatlichen Universitäten angeboten:
- in Wien,
- Graz,
- Innsbruck,
- Salzburg und
- Klagenfurt.
Bevor es mit dem Studium jedoch so richtig losgehen kann, muss bereits die erste Hürde gemeistert werden:
Der Aufnahmetest
Er findet jedes Jahr Anfang September an allen Universitäten gleichzeitig statt. Du musst dich also im Vorhinein für eine Uni bzw. eine Stadt entscheiden. Der Test besteht aus insgesamt drei Teilen,
- in denen dein Wissen über Psychologie,
- formal-analytisches Denken und
- deine Englischkenntnisse überprüft werden.
Im ersten Teil A werden Fragen zu circa 200 Seiten aus dem Psychologie-Lehrbuch von Philip Zimbardo gestellt. Auf diesen Part kannst du dich also sehr gut vorbereiten! Teil A wird mit 35 von 75 Punkten gewichtet. Hier kannst du also fast die Hälfte aller Punkte holen.
Für die beiden weiteren Teile werden auf den Websites der jeweiligen Universitäten keine Literaturempfehlungen gegeben. Viele Studierende fragen sich daher, wie sie sich am besten auf Teil B und Teil C vorbereiten können.
In Teil B wird das Erkennen von Regeln und Zusammenhängen in bestimmten Sachverhalten überprüft. Empfehlenswert für die Vorbereitung auf diesen Teil ist das Buch „Formal-analytisches Denken“ von Martin F. Hanko mit insgesamt 100 Übungsbeispielen.
Auf Teil C kannst du dich vorbereiten, indem du wissenschaftliche Papers in englischer Sprache liest. Bei Google Scholar kannst du wunderbar nach psychologischen Fachartikeln in englischer Sprache suchen. Wann du mit dem Lernen anfangen solltest, lässt sich nicht pauschal beantworten.
Der eine lernt ein halbes Jahr und der andere zwei Wochen. Wer jedoch etwas Zeit in die Vorbereitung investiert und Durchhaltevermögen besitzt, hat durchaus gute Karten. Für den Aufnahmetest musst du in etwa 3,5 Stunden einrechnen. Ob du zu den besten Bewerbern gehörst und einen Platz erhalten hast, erfährst du circa zwei Wochen später. Auf Nachfrage wird auch der jeweilige Platz, den du erzielt hast, bekannt gegeben.
Das erste Semester Psychologie
Freud rauf- und runter lesen und die Probleme anderer Menschen allein durch Zuhören lösen – über das Psychologiestudium existieren so einige Klischees.
Wer sich im Vorhinein nicht mit den Inhalten eines Psychologiestudiums auseinandersetzt, läuft Gefahr enttäuscht zu werden. Die Studienrichtung Psychologie zählt zu den naturwissenschaftlichen Fächern und gerade im Bachelorstudium müssen sich Student:innen mit
- Statistik,
- SPSS und
- Methodenlehre
auseinandersetzen.
Statt Traumdeutung, Analyse und Selbsterfahrung erwarten die Student:innen harte Fakten. Gerade anfangs kann das etwas demotivierend sein. Wer allerdings durchhält, besitzt später mit Statistik und Methodenlehre das Handwerkszeug eines jeden guten Psychologen.
Gerade im Diagnostik-Bereich sind diese Kenntnisse sehr gefragt. Außerdem besteht das Studium nicht nur aus trockener Materie:
In späteren Semestern gibt es viele interessante Seminare zu spannenden Themen wie
- „Moderne Neurowissenschaften und die Diskussion um den freien Willen“ oder
- „Klinische Psychologie und Psychotherapie“.
Damit sich Studierende im ersten Semester besser einfinden können, gibt es außerdem spezielle Veranstaltungen für „Erstis“ sowie regelmäßige Psychologie-Stammtische. So knüpfst du schnell Kontakte und gemeinsam Statistik pauken macht gemeinsam einfach mehr Spaß.
Berufschancen mit einem Psychologiestudium
Ein Psychologiestudium ist sehr vielfältig und kann dir viele Türen öffnen. Die meisten denken bei einem Studium der Psychologie vorwiegend an den klinischen Bereich.
In der Klinischen Psychologie werden die Grundlagen psychischer Störungen sowie deren Auswirkungen untersucht. Als Klinischer Psychologe diagnostizierst und behandelst du Patient:innen mit psychischen Beeinträchtigungen.
Obwohl es sich hierbei um ein sehr spannendes Feld handelt, gibt es viele weitere Tätigkeitsbereiche, die sich dir mit diesem Studium erschließen. Im Bereich Recruiting und Personalberatung sind Psychologen heutzutage sehr gefragt.
Auch in Markt- und Meinungsforschungsinstituten können Psychologen aufgrund ihrer umfangreichen Methodenkenntnisse eingesetzt werden.
Ein weiteres spannendes Tätigkeitsfeld für Psychologen ist zum Beispiel der pädagogisch-psychologische Bereich. Dort kannst du in Bereichen wie der Lernförderung und Lerntherapie arbeiten.
Vielleicht ist aber auch die Rechtspsychologie etwas für dich: Rechtspsycholog:innen sind die Schnittstelle zwischen Psychologie und Recht. Sie erstellen Gutachten und werden von Gerichten im Familien-, Straf- Sozial- oder Verwaltungsrecht einberufen. Weitere interessante Tätigkeitsbereiche von Psychologen sind:
- die Organisationsberatung
- Erziehungs-, Partnerschafts- und Lebensberatung
- Usability / Human Factors
- und natürlich auch die Wissenschaft
Um herauszufinden, welcher Bereich am besten zu dir passt, ist im Psychologiestudium eine verpflichtende Praxis vorgesehen.
Alternativen zum Psychologiestudium
Wer später einmal im sozialen Bereich arbeiten möchte, muss nicht unbedingt Psychologie studieren. Wenn du Menschen in kritischen Lebenslagen unterstützen möchtest und gemeinsam mit ihnen Lösungen erarbeiten willst, empfiehlt sich auch das Studium „Soziale Arbeit“ an einer Fachhochschule.
Das Studium mit starkem Praxisbezug wird von der FH Kärnten, der FH Burgenland, dem FH Campus Wien sowie der FH Salzburg angeboten.
Sozialarbeit
Soziale Arbeit ist breitgefächert und interdisziplinär angelegt – Theorie, Praxis und Forschung greifen ineinander über.
Ob Kinder, Jugendliche und Familien, Migration und Asyl, Existenzsicherung und Sachwalterschaften oder die Unterstützung von älteren oder erkrankten Menschen – als Sozialarbeiter:in bietest du Lösungsansätze in den unterschiedlichsten Einsatzgebieten.
Pädagogik
Wenn dich vor allem der Bereich Bildung und Erziehung interessiert, könnte auch das Bachelorstudium Pädagogik etwas für dich sein. Im Pädagogikstudium setzt du dich mit Bildungs- und Erziehungsprozessen der gesamten Lebensspanne auseinander. Die Vermittlung von Grundlagen der Entwicklungspsychologie und der pädagogischen Psychologie sowie Erziehungsfragen in Hinsicht auf gesellschaftliche, psychologische und anthropologische Aspekte stehen ebenfalls auf dem Studienplan.
Nach dem Abschluss kannst du beispielsweise
- in einer Familienberatung,
- in der Erwachsenenbildung oder
- in Wissenschaft und Forschung
arbeiten.
Wer sowohl eine soziale als auch kreative Ader hat, kann statt einem Psychologiestudium auch eine Ausbildung zum Mal- / Gestaltungs- und Kunsttherapeuten absolvieren.
Ebenfalls empfehlenswert ist das Bachelorstudium Musiktherapie an der an der IMC FH Krems. Die Berufsaussichten für Musiktherapeuten sind sehr gut und viele nehmen nach dem Abschluss eine klinische Anstellung an.
Wir fassen zusammen
Du möchtest verstehen, warum wir so handeln wie wir handeln?
Du möchtest ein größeres Verständnis für menschliche Beziehungen entwickeln?
Und verstehen, wie wir fühlen und denken?
Dann ist ein Psychologiestudium genau das Richtige für dich! Die Universitäten Wien, Graz, Innsbruck, Salzburg und Klagenfurt bieten das Studium der Seelenkunde an. Der Aufnahmetest besteht aus insgesamt 3 Teilen.
Im ersten Teil werden Fragen zum Psychologie-Lehrbuch von Philip Zimbardo gestellt. Im zweiten Teil wird formal-analytisches Denken überprüft und im dritten Teil musst du dich mit einer englischsprachigen Abhandlung auseinandersetzen. Wer den Aufnahmetest geschafft hat, setzt sich im Studium intensiv mit Statistik und Methodenlehre auseinander. Du darfst dich aber auch auf spannende Seminare zu Entwicklungspsychologie, Psychotherapie und Neurowissenschaften freuen. Außerdem ist eine verpflichtende Praxis vorgesehen, in der du erste Erfahrungen sammeln kannst.